Pressemitteilung der Handwerkskammer für München und OberbayernVollversammlung der Handwerkskammer
Traublinger: "Stromrechnung wird immer mehr zur Horrorshow"
18. November 2013
"Statt Konjunkturherbst gibt es sogar Frühlingsgefühle im oberbayerischen Handwerk. Der Geschäftsklimaindex lag mit 90 Punkten nicht nur deutlich über dem Vorjahresniveau sondern auch so hoch wie seit Anfang der neunziger Jahre nicht mehr. Es herrscht außergewöhnlich großer Optimismus für den Rest des Jahres", erklärte Präsident Heinrich Traublinger, MdL a. D., bei seiner Rede vor der Vollversammlung der Handwerkskammer in München.
Der Gesamtumsatz im oberbayerischen Handwerk dürfte 2013 mit 32,8 Milliarden Euro nominal ein Prozent unter dem Vorjahreswert liegen. Die Zahl der Beschäftigten wird im Jahresdurchschnitt voraussichtlich um 0,4 Prozent auf 288.700 zulegen. Bei den Investitionen rechnet die Handwerkskammer mit einer Steigerung um ein Prozent auf etwa 925 Millionen Euro. Die Anzahl der Betriebe dürfte sich bei rund 79.600 einpendeln. Das wäre eine Steigerung um etwa 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Wir werden die positive Stimmung im kommenden Jahr auch wieder in Umsatzzuwächse umwandeln", zeigte sich der Kammerpräsident optimistisch. Unter der Voraussetzung, dass die Krise im Euroraum nicht wieder aufflackert. Weiter müssen die neuen Regierungen in Bund und Land handwerksfreundliche Akzente setzen und mittelstandsfeindliche Bremsklötze aus dem Weg räumen. Ganz oben auf der Prioritätenliste des Handwerks steht nach wie vor die Neugestaltung der Energiewende. Traublinger: "Die Energiepolitik steckt völlig in der Sackgasse. Die Versorgungssicherheit ist in Gefahr. Die Stromkosten laufen aus dem Ruder. Und die Stromrechnung wird immer mehr zur Horrorshow!"
Weiter kritisierte der Kammerpräsident den Angriff der EU-Kommission auf den deutschen Meisterbrief. "In ihren länderspezifischen Empfehlungen sowie der Mitteilung zu den regulierten Berufen werden Versuche deutlich, dem deutschen Meistertitel Schritt für Schritt den Boden zu entziehen", so Traublinger. Der Kammerpräsident betonte, man werde diesen Angriff nicht hinnehmen: "Der Meisterbrief ist ein Grundpfeiler der beruflichen Bildung in Deutschland. Schwächt man ihn, gerät das gesamte duale System ins Wanken." Die europäische Politik solle sich besser auf die Förderung und Unterstützung integrationsfördernder Initiativen konzentrieren, anstatt in ihrem Regulierungswahn nationale Eigenständigkeiten zu missachten, so der Kammerpräsident weiter.
Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Semper verwies auf die positive Bilanz auf dem Lehrstellenmarkt. Ende Oktober verzeichnete das oberbayerische Handwerk gut 8.900 neue Ausbildungsverträge. Um den Fachkräftebedarf im Handwerk auch in Zukunft zu decken, mahnte Semper an, neben verstärkter Ausbildung vor allem die Abwanderung in andere Wirtschaftsbereiche zu stoppen: "Nur 40 Prozent bleiben nach der Ausbildung im Handwerk. Dort müssen wir ansetzen und den Jugendlichen rechtzeitig eine Perspektive in den Betrieben aufzeigen." Zudem müssten mehr Ausbildungsabbrüche verhindert werden. Auch wenn 50 Prozent der Abbrecher dem Handwerk in einem anderen Beruf oder Betrieb erhalten blieben, sei jeder Ausbildungsabbruch einer zu viel, so der Hauptgeschäftsführer.
2014 werde der Umbau des Kammergebäudes zu einem erfolgreichen Abschluss geführt, kündigte Semper an. Ebenso plant die Kammer, die Nachwuchswerbung im Rahmen der Aktion "Macher gesucht!" mit neuen Akzenten fortzusetzen. Außerdem stehen 2014 die Kommunalwahl und Wahl zum Europäischen Parlament an. Der Hauptgeschäftsführer: "Das Motto der bundesweiten Imagekampagne lautet im nächsten Jahr: Könner kennen keine Grenzen. Dem werden auch wir uns verschreiben."
Wirtschaftsstaatssekretär Franz Pschierer, MdL, kündigte in seiner Rede vor der Vollversammlung auch im Namen von Wirtschaftsministerin Ilse Aigner an, den "offenen und ehrlichen Dialog und die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsministerium und bayerischem Handwerk" fortzusetzen. Er sicherte zu, gemeinsam mit der Handwerksorganisation für den Erhalt der Handwerksordnung und der Meisterpflicht zu kämpfen. Unterstützung der Staatsregierung darf das Handwerk auch bei seiner Forderung erwarten, die energetische Gebäudesanierung steuerlich zu fördern. Pschierer: "Ohne das zentrale Thema Energieeinsparung werden wir die Energiewende nicht schaffen!" Die Verbraucher benötigten für Sanierungsmaßnahmen Investitionsanreize.