Bayerns Arbeitsministerin Christine Haderthauer bei der Vollversammlung mit dem Vorstand der Handwerkskammer (v.l.n.r. Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Semper, Präsident Heinrich Traublinger, MdL a. D., Vizepräsident Franz Xaver Peteranderl sowie Vizepräsident Siegfried Galle
Bayerns Arbeitsministerin Christine Haderthauer bei der Vollversammlung mit dem Vorstand der Handwerkskammer (v.l.n.r. Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Semper, Präsident Heinrich Traublinger, MdL a. D., Vizepräsident Franz Xaver Peteranderl sowie Vizepräsident Siegfried Galle

Traublinger: "Handwerk in blendender Verfassung"Vollversammlung der Handwerkskammer

21. November 2011

"Das oberbayerische Handwerk präsentiert sich im zu Ende gehenden Jahr in blendender Verfassung", erklärte Präsident Heinrich Traublinger, MdL a. D., bei seiner Rede vor der Vollversammlung der Handwerkskammer.

Für das Gesamtjahr 2011 erwartet das oberbayerische Handwerk ein Umsatzwachstum von nominal sieben Prozent auf 28,8 Mrd. Euro. Nach Abzug der Preissteigerung verbleibt auch real ein beeindruckendes Plus von rund fünf Prozent. "Die Stimmung in unserem Wirtschaftsbereich ist nach wie vor gut. Nach eigener Einschätzung geht es den Betrieben so gut wie seit Beginn der 1990er Jahre nicht mehr", betonte der Kammerpräsident. Zwar bergen der prognostizierte Abschwung der Weltkonjunktur und die Folgen der Schuldenkrise auch für das Handwerk Risiken. "Wir sollten uns aber davor hüten, die Konjunktur schlechter zu reden als sie ist", bekräftigte Traublinger. Die Beschäftigung dürfte mit einem Jahresdurchschnitt von 264.700 Personen um etwa ein Prozent zulegen. Die Zahl der Handwerksbetriebe wird zum Jahresende um ca. drei Prozent auf gut 77.000 anwachsen.

"Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren eine gute Wettbewerbsposition erarbeitet. Diese Errungenschaften dürfen nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden", forderte der Kammerpräsident. So sei beispielsweise bei der Umsetzung der Energiewende große Aufmerksamkeit gefordert. Der Kammerpräsident: "Eine sichere und wirtschaftlich wettbewerbsfähige Energieversorgung war eine der Grundlagen für den Erfolg unserer Wirtschaft. Die Energiewende darf nun nicht zulasten der heimischen Wirtschaft und insbesondere zulasten des heimischen Mittelstandes gehen." Allerdings prognostizieren die Netzbetreiber für 2013 ein Ansteigen der EEG-Umlage auf 4,74 Cent pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: im Jahr 2009 waren es noch ca. 1,13 Cent. "Das ist für die kleinen und mittleren Betriebe des Handwerks ein großes Problem. Denn gleichzeitig werden Großunternehmen von den Kosten der Energiewende massiv entlastet, damit sie im internationalen Wettbewerb bestehen können", kritisierte Traublinger.

Doch nicht nur bei der Energiepolitik müssten die Belange des Mittelstandes angemessen berücksichtigt werden, sagte der Kammerpräsident, "Spielräume müssen auch genutzt werden, um die Steuer- und Abgabenlast zu senken. Die Anhebung des Grundfreibetrags und eine entsprechende Verschiebung des Tarifs nach rechts zur Minderung der kalten Progression sind Trippelschritte. Und selbst diese Mini-Reform droht im Bundesrat noch deutlich gestutzt zu werden. Die großen Herausforderungen - etwa die Abschaffung des Mittelstandsbauchs - werden nicht in Angriff genommen. Hinzu kommt die gleichzeitig beschlossene Beitragserhöhung bei der Pflegeversicherung. Damit wird die ohnehin nicht üppige steuerliche Entlastung weiter geschmälert." Bei der Entwicklung eines deutschen Qualifikationsrahmens zur Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen begrüßte der Kammerpräsident, dass der Meister gemeinsam mit dem akademischen Bachelor auf der Stufe sechs eingeordnet wird. Traublinger: "Diese Gleichbehandlung fordern wir auch für den beruflichen Bildungsabschluss, der mit dem Abitur auf der Stufe vier platziert werden muss."

Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Semper begrüßte in seiner Rede ein aktuelles Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, wonach der Meistervorbehalt im Handwerk den rechtsstaatlichen Bestimmtheitsanforderungen genügt, verhältnismäßig ist und zudem eine wichtige Basis der Ausbildung darstellt. Erfreut zeigte sich der Hauptgeschäftsführer über die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt: das oberbayerische Handwerk verzeichnete bis Ende Oktober ein deutliches Plus bei den Lehrverträgen. Mit knapp 9.100 neuen Verträgen wurde das Vorjahresergebnis um 7,8 Prozent übertroffen. "Auch wenn erneut viele Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt blieben, ist festzustellen, dass unsere Bemühungen, Nachwuchskräfte für den Wirtschaftsbereich zu gewinnen, greifen", betonte Semper. Sowohl die Imagekampagne des deutschen Handwerks als auch die Nachwuchskampagne "Macher gesucht!" in Bayern hätten bereits viel Positives bewirkt. "Dennoch müssen wir uns Gedanken machen, wie wir zusätzliche Potenziale an Nachwuchskräften für unseren Wirtschaftsbereich erschließen können", so der Hauptgeschäftsführer. Deshalb wurde in den vergangenen Jahren bereits ein dichtes Netz an Kontakten zu Jugendlichen mit Migrationshintergrund, deren Eltern, Schulen, Betrieben, Arbeitsagenturen, und Vereinen im Migrantenbereich geknüpft.

"Die im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel notwendigen Maßnahmen lassen sich als 3-F-Strategie zusammenfassen: 'Finden - fördern - festhalten' heißt das Motto für die Personalstrategie des Handwerks", sagte Semper. Und um Kräfte zu finden, sei es für ein Unternehmen vor allem wichtig, dort präsent zu sein, wo junge Menschen sind. Neben realen Orten wie den Schulen, seien dies verstärkt virtuelle Treffpunkte. Der Hauptgeschäftsführer: "Dafür müssen die vielfältigen Möglichkeiten von Internet und Social Media intensiver genutzt werden."