Pressemitteilung der Handwerkskammer für München und OberbayernSommerempfang der Handwerkskammer
Traublinger: "Europa soll sich am Handwerk orientieren"
11. Juli 2012
Deutschland hat Europa sehr viel mehr zu geben als nur Geld, betonte Präsident Heinrich Traublinger, MdL a. D., beim Sommerempfang der Handwerkskammer für München und Oberbayern. "Und das deutsche Handwerk wiederum trägt einen wertvollen Beitrag Deutschlands zum Erfolg Europas bei. Wäre es denn wirklich so verkehrt, wenn man sich in Europa mehr an einem Handwerker orientieren würde?" fragte er die illustre Runde aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Auch Wirtschaftsminister Martin Zeil betonte, Europa könne sich "eine Scheibe von unserem Handwerk abschneiden". Das Handwerk übernehme beispielsweise mit seiner grandiosen Ausbildungsleistung gesellschaftspolitische Verantwortung. In Bayern sei die Jugendarbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand in ganz Europa.
Ein Handwerker bereite sich mit gründlicher Aus- und Fortbildung auf seine Arbeit vor und sei mit voller Leistungsbereitschaft bei der Sache, so Präsident Traublinger. Ein Handwerker trage für sich, seine Familie und seinen Betrieb die Verantwortung. Ein Handwerker wisse, dass er auch gegenüber der Gesellschaft Pflichten habe, so der Handwerkskammerpräsident. Es sei an der Zeit, dass in der EU einige Best-Practice-Beispiele, die das deutsche Handwerk biete, erkannt und übernommen würden: die duale Berufsausbildung, die maßgeblich dafür verantwortlich sei, dass es in Deutschland die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa gibt und vor allem auch die Meisterfortbildung sowie die Meistervoraussetzung in vielen Handwerksberufen, die dafür verantwortlich seien, dass Betriebe in Handwerksbranchen mit Qualifikationsvoraussetzung erfolgreicher und langlebiger sind als Betriebe in anderen Branchen.
Traublinger beklagte sich darüber, dass die EU die Regelungen der deutschen Handwerksordnung seit Jahren als angeblich binnenmarktschädlich und wettbewerbsverhindernd verfolge. Der Handwerkskammerpräsident: "Das ist falsch! Die Qualifikationsanforderung in vielen Handwerksberufen sichert einen Leistungswettbewerb auf hohem Niveau, ist ein Instrument zur Qualitätssicherung, dient dem Verbraucherschutz und stellt sicher, dass hohes berufliches Wissen und Können auch an die nächste Generation weitergegeben werden kann." Die negative Haltung der EU gegenüber dem Meister sei umso verwunderlicher, als dieselbe EU vor einigen Jahren die Meisterfortbildung in Deutschland als Best-Practice herausgestellt habe. Traublinger: "Aber bei der EU wundert mich aktuell nach der Entscheidung des EU-Parlaments zur Tachographenpflicht schon fast nichts mehr."