Renate Balda, Beginning, Schale, Steinzeug, bemalt, geritzt, poliert, Durchmesser 61,3 cm, 1994/1995; Maja Vogl, Seidenschal, Himmelblau, Schappeseide, Leinwandbindung, 44 x 200 cm, 2019
links: Renate Balda, rechts: Eva Jünger
Renate Balda, Beginning, Schale, Steinzeug, bemalt, geritzt, poliert, Durchmesser 61,3 cm, 1994/1995; Maja Vogl, Seidenschal, Himmelblau, Schappeseide, Leinwandbindung, 44 x 200 cm, 2019

Schönheit des Materials und der Farbe – Ton und TextilRENATE BALDA – MAJA VOGL

Neues Jahr, neue Keramikausstellung

Dass die Keramik zum Jahresanfang die Ausstellungsreihe in der Galerie Handwerk eröffnet, hat eine lange Tradition, die wir auch 2025 gerne fortführen. Und doch ist es diesmal anders! Die Ausstellung präsentiert Arbeiten von zwei außergewöhnlichen Künstlerinnen und Handwerkerinnen, Renate Balda und Maja Vogl. Trotz der Unterschiedlichkeit der Materialien, Ton und Textil, sind doch auch die Gemeinsamkeiten beider Künstlerinnen in ihrer handwerklichen Präzision und künstlerischen Ausarbeitung deutlich.



Ihre Wege zur Kunst

Renate Balda und Maja Vogl haben beide Malerei studiert. Balda kam während des Studiums in Nürnberg mit der Keramik in Kontakt; Vogl absolvierte erst eine Lehre als Handweberin in Bayreuth, bevor sie in München ihr Malereistudium begann. Ab 1984 arbeitete Renate Balda in der eigenen Keramikwerkstatt, wo sie sich Techniken wie Drehen, Glasieren und Brennen aneignete, bevor sie sich freien Arbeiten zuwandte. Maja Vogl hat sich nach ihrem Studium, das ihr die entscheidende Basis für Farbe, Sehen und Proportionen gab, ganz der Weberei zugewandt. Seit 1977 ist sie in ihrer eigenen Werkstatt tätig.

Die Ausstellung will das keramische Werk von Renate Balda zeigen und ihr mit Maja Vogl eine starke Partnerin zur Seite stellen. Beide haben schon seit Jahren in der Galerie Handwerk und auch auf den Sonderschauen der Internationalen Handwerksmesse ihre Arbeiten präsentiert.



Renate Baldas Experimente mit Ton

Für Renate Balda ist Ton das Material, das sie formt und womit sie auch malte. In der Ausstellung werden ihre Geschirre, bemalte dicke Tonplatten und Stillleben in den Vordergrund gerückt, ihre Farbräume, Farblithografien oder monochromen Gemälde, wie auch die Serie ihrer Goldschnitte treten in der Galerie Handwerk etwas zurück. Renate Balda begann ihre Laufbahn mit der Herstellung von Gebrauchsgeschirr, dessen Formensprache durch Funktionalität geprägt war. Man erkennt noch die gestische Malerei in den Tellern und Daumenschälchen mit Malereien, die an Matisse erinnern, sowie Anklänge von afrikanischer Kunst in den schwarzen skulpturalen Gefäßen und auf geritzten und bemalten Tellern. Vom Dekor wandte sie sich ab Anfang der 1990er Jahre ab. Es entstanden die ersten Zylinder, Formen, die jetzt keine Funktion mehr erfüllen mussten. Die Zylinder stapelte Balda zu Säulen, zu gebauten Figuren oder legte sie in langen und breiten Installationen nebeneinander. Die Arbeit mit den Zylindern begleitet sie bis heute. Ton als Material, Oberflächen mit Rissen, Spuren von Schamottekörnern und ungleichen Ebenen bekamen eine neue Bedeutung. Sie experimentiert und arbeitet mit heimischen Tonen, Laubasche-Glasuren und Gesteinsmehl-Glasuren, selbst gesammelten Pigmenten und Erden, Ziegelstücken und Steinen. Wenn im Ofen die Naturmaterialien schmelzen, sich Glasuren und Glasurtropfen oder auch nur ein leichter Glanz bilden, entstehen endlose Variationen. Die monochromen Serien werden ab 2003 ergänzt durch Arbeiten, in denen Balda ihre Begeisterung für Licht und Farbe teilt.



Maja Vogls rhythmischer Wechsel der Seidenfäden

Maja Vogl sieht in ihrer Webkunst eine Möglichkeit, Farbkompositionen zum Leben zu erwecken. Wie auch Balda geht sie über die reine Technik hinaus und schafft Werke, die von der Natur inspiriert sind und die durch die Idee der Wiederholung und Variation leben. Schals, liturgische Gewänder, Kimonos und auch kleine mit Garn umwickelte Täfelchen aus den letzten Jahren werden in der Galerie gezeigt. Der rhythmische Wechsel der Seidenfäden, die Variation in kleinen Schalgruppen mit derselben Kette und unterschiedlichen Schussfäden, zeigt sich besonders schön, wenn die Arbeiten nebeneinanderliegen. Wie wirken die Farben zu- und miteinander? Wie beeinflussen sie sich gegenseitig? In komplexen Farbwelten schafft Vogl Stimmungen von vibrierender Spannung bis hin zu harmonischer Ruhe. Die Leuchtkraft der Seide verstärkt die Farbkompositionen und verleiht ihren Arbeiten eine malerische Qualität, die an Mark Rothko oder Barnett Newman erinnern. Maja Vogl nähert sich mit ihren Textilien der Malerei, indem sie mit den Fäden wie mit Pinselstrichen arbeitet.



Grenzen zwischen Kunst und Handwerk, Funktionalität, Materialität und Ästhetik

Obwohl Renate Balda und Maja Vogl mit unterschiedlichen Materialien arbeiten, eint sie eine grundlegende künstlerische Haltung: die Liebe zum Material, die Auseinandersetzung mit dessen Möglichkeiten und die Offenheit, auch spontan auf den Schaffensprozess zu reagieren. In den Goldschnittarbeiten und Kuben von Renate Balda und den Seidenschals von Maja Vogl findet sich die stärkste gemeinsame Farbintensität.

Beide Künstlerinnen sehen in ihrem Handwerk keine bloße Technik, sondern eine Form des Ausdrucks, die tief mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Umfeld verbunden ist. Balda eint in ihren Arbeiten die Erdverbundenheit mit der freien Bewegung der Malerei. Vogl wiederum erforscht in ihren Webarbeiten die komplexen Beziehungen zwischen Farbe, Licht und Struktur.

Gemeinsam laden die Werke der beiden Künstlerinnen dazu ein, die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk, Funktionalität, Materialität und Ästhetik zu entdecken.



Ausstellungsobjekte

Maja Vogl
Maja Vogl, Messgewand, für Kirche St. Nikolaus in Neuried, 2009, 100% Seide, handgewebt
Maja Vogl, Messgewand, Detail, für Kirche St. Nikolaus in Neuried, 2009, 100% Seide, handgewebt
fotografie
Balda



Broschüre



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Nächste Ausstellungseröffnung in der Galerie Handwerk München

Mittwoch, 12. März 2025
„Schmuck der südlichen Hemisphäre“

 

Ausstellungseröffnung

Dienstag, 14. Januar 2025, 18.30 Uhr

Ausstellungsdauer

15. Januar bis 22. Februar 2025

Begrüßung

Barbara Schmidt, Leiterin der Kulturabteilung
Elke-Helene Hügel,
Referentin der Ausstellung



 

Galerie Handwerk

Max-Joseph-Straße 4
80333 München
Tel. 089  5119-296
galerie@hwk-muenchen.de
www.hwk-muenchen.de/galerie







 

Öffnungszeiten

Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 18 Uhr
Donnerstag 10 bis 20 Uhr
Samstag 10 bis 13 Uhr
An Sonn- und Feiertagen geschlossen



 

Ausstellerinnen

Renate Balda und Maja Vogl