Urkunden für 1.707 neue Handwerksmeisterinnen und -meisterMeisterfeier 2011 der Handwerkskammer
3. Dezember 2011
"Schon Reinhold Messner hat gesagt: 'Auf die höchsten Gipfel führt keine Seilbahn.' Sie haben eine Zeit harter Arbeit und konzentrierten Lernens hinter sich und können auf das Geleistete stolz sein", betonte Handwerkskammerpräsident Heinrich Traublinger, MdL a. D., in seiner Rede zur Meisterfeier. Dort erhielten 1.707 junge Männer und Frauen ihre Urkunden. Das sind rund acht Prozent mehr als im vergangenen Jahr.
Angesichts der herausragenden Leistungen, die Handwerksmeisterinnen und -meister erbringen, sei es sehr befremdlich, dass um die Gleichwertigkeit der beruflichen und der allgemeinen Bildung weiter zäh gerungen werden müsse, so Traublinger. "Noch immer gilt eine hohe Akademiker-Quote als Ausweis besonderer bildungspolitischer Leistungen. Noch immer zählen Titel mehr als Taten", kritisierte der Kammerpräsident. Dennoch habe die Handwerksorganisation in den vergangenen Jahren in diesem Bereich viel erreicht, erklärte Traublinger. Beispielhaft nannte er die gleichberechtigte Nennung von Studium und Meisterfortbildung in der neuesten Studie der OECD "Bildung auf einen Blick".
"Überhaupt kein Verständnis habe ich dagegen für den sprunghaften Umgang mit unserer beruflichen Bildung auf europäischer Ebene. Einerseits werden die Vorzüge des deutschen Bildungssystems, wie die niedrige Jugendarbeitslosigkeit, von der Europäischen Union immer wieder anerkannt. Die deutsche Meisterfortbildung wurde von der EU sogar zum Best Practice erklärt", sagte Traublinger. Die Attraktivität der beruflichen Bildung, an deren Spitze im Handwerk der Meister steht, droht jedoch unter der Entwicklung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) zu leiden. Dieser soll Bildungsabschlüsse besser vergleichbar machen und später die Basis des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) bilden. Das Handwerk fordert, den Gesellenabschluss zusammen mit dem Abitur auf Stufe vier einzustufen. Die Kultusministerkonferenz besteht jedoch auf einer Einstufung des Abiturs auf Stufe fünf. Traublinger: "Dadurch wird die berufliche Bildung diskriminiert. Schließlich arbeitet ein Geselle bereits als qualifizierte Fachkraft in einem Betrieb. Er verfügt über Wissen und Fertigkeiten sowie über Erfahrungen in betrieblichen Abläufen. Ein Abiturient kann dagegen noch keinen Beruf ausüben." Der Logik der Kultusministerkonferenz folgend, würde ein Abiturient, der eine Ausbildung macht, anschließend von Stufe fünf auf Stufe vier zurückfallen. "Gegen diesen Unsinn wird sich das Handwerk wehren", betonte der Kammerpräsident an.
Weiter kündigte der Kammerpräsident ein neues Studienkonzept der Hochschule München und der Handwerkskammer für München und Oberbayern an: ab dem Wintersemester 2012 soll der berufsbegleitende Bachelorstudiengang "Unternehmensführung" an der Hochschule München starten. Dessen Inhalte werden besonders auf Meister und Betriebswirte (HWK) zugeschnitten. Durch Anrechnung der vorherigen Ausbildung kann die Studiendauer auf bis zu fünf Semester reduziert werden. Abschließen werden die Studierenden ihr Studium als Bachelor of Arts in Unternehmensführung. Der akademische Hochschulgrad berechtigt auch zum weiterführenden Masterstudium.
Im Namen der Landeshauptstadt gratulierte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude den 1.707 Meisterinnen und Meistern. Für ein besonderes Schmankerl sorgte Django Asül: der bekannte Kabarettist präsentierte Amüsantes zum Zeitgeschehen.