
Ernst Gamperl
Ernst Gamperl - Transformation und Bewegung40 Jahre Ernst Gamperl in der Galerie Handwerk
Technik des Drechselns
Ernst Gamperl erlernte den Beruf des Schreiners, bevor er seine Leidenschaft für die Technik des Drechselns entdeckte und intensiv verfolgte. Bereits für sein Debut 1992 auf der Internationalen Handwerksmesse in der Sonderschau TALENTE – gestaltendes Handwerk, erhielt er für seine eigenständige Formensprache den Bayerischen Staatspreis. Seither begleitet die Galerie Handwerk seinen Werdegang durch Ausstellungsbeteiligungen und Einladungen z. B. zur EXEMPLA 2002.
Ernst Gamperls künstlerische Arbeit ist durch eine evolutionäre Auseinandersetzung geprägt, Schritt für Schritt erweitert er sein Formenvokabular. Alle Ebenen des Fertigungsprozesses werden von ihm systematisch analysiert und experimentell überprüft durch seine unermüdliche Forschung im Detail: Er entwickelt spezielles Werkzeug, lotet mit ihm die statischen Fähigkeiten des Materials in dünnsten Wandstärken aus. Sein Streben zu skulpturalen hohen Gefäßen führt über eigens durch ihn modifizierte Drechselbänke. Unzählige Experimente mit Textur sowie mit mineralischen Pigmenten und Sumpfkalk, welche mit den Inhaltsstoffen des Holzes reagieren, ebnen den Weg für feinste Lichtspiele und überraschende Oberflächenstrukturen. Dadurch verleiht er den Gefäßen eine tiefliegende Sättigung und Schwere, die im starken Kontrast zur bewegten Leichtigkeit der Form steht.
Im Laufe seines Schaffens untersucht er verschiedene Holzarten, bis hin zum Arbeiten mit noch feuchtem Holz. Durch präzises Studium am Material entwickelte er unzählige Möglichkeiten ein „Objekt“ im Stamm zu platzieren, um damit auf die spätere Form Einfluss zu nehmen. Er unternimmt bewusst Eingriffe in den natürlichen Schwundprozess des Holzes während des Trocknens, so werden die ursprünglich achsensymmetrischen, in der Rotation entstandenen Gefäße zu eigenwillig geformten, skulpturalen Objekten. Diese intensive Untersuchung der Möglichkeiten seines Mediums Holz führt zu ungesehenen Ergebnissen, die begeistern und uns staunen lassen.
Im Laufe dieser Arbeit formuliert er eine für ihn charakteristische eigene Sprache, in der er einen intensiven Dialog mit dem Holz bis heute führt. Jedes Ergebnis seines unermüdlichen Schaffens zeigt eine neue Aussage in dieser traditionsreichen Technik, eine unverwechselbare Handschrift, die international begeistert. Wir ehren diesen renommierten Künstler in einer Einzelausstellung anlässlich seines 60. Geburtstags. Ein intensives Rahmenprogramm, auch in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Nationalmuseum, wo sein Projekt „Lebensbaum“ parallel gezeigt wird, und der Danner-Stiftung rundet diese Retrospektive ab.