Peteranderl: "Das Handwerk ist ein Scharnier zwischen Tradition und Moderne"
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Bayerischer "Tag des Handwerks" in AnsbachPeteranderl: "Das Handwerk ist ein Scharnier zwischen Tradition und Moderne"
5. Juli 2024
Der „Tag des Handwerks“, den der Bayerische Handwerkstag (BHT) und das Bayerische Wirtschaftsministerium gemeinsam veranstalten, stand in diesem Jahr unter dem Motto: „Handwerk & KI – so profitieren Betriebe bereits heute“ und fand vor rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Orangerie Ansbach statt.
„Die Künstliche Intelligenz geistert schon seit Jahren durch die Diskussion“, betonte BHT-Präsident Franz Xaver Peteranderl, „doch eine Umsetzung im Handwerk klang nach Zukunftsmusik. Das hat sich mit ChatGPT schlagartig geändert. Eine Studie der US-Bank Goldman Sachs kam zu dem Ergebnis, dass weltweit bis zu 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätze durch KI ersetzt werden könnten. Manuelle Tätigkeiten sollen aber nur in geringerem Maß davon betroffen sein.“ Trotz unerwünschter Halluzinationen der Künstlichen Intelligenz, die teilweise überzeugend formulierte Antworten mit zum Teil frei erfundenen Inhalten lieferte, müsse sich das Handwerk mit dieser Technologie auseinandersetzen, findet Peteranderl: „Unser Wirtschaftsbereich war immer ein Scharnier zwischen Tradition und Moderne. Es hat traditionelle Fertigkeiten gepflegt, aber auch neue Technologien aufgenommen. Nur so war es dem Handwerk möglich, zeitlos modern zu bleiben.“
Gerade im Bereich der Unternehmensführung bietet der Einsatz von KI die Chance, Bürotätigkeiten zu automatisieren und Routinetätigkeiten zu delegieren. „Das Verfassen von Texten, Datenrecherche, aber auch die Zusammenfassung von Textinhalten kann durch die KI beschleunigt und erleichtert werden. Die Produktivität im Betrieb könnte so möglicherweise erhöht werden und dem drängenden Fachkräftemangel entgegenwirken“, sagte Peteranderl. Wegen Fragen des Urheberrechts, der Haftung und des Datenschutzes hält es der BHT-Präsident für unverzichtbar, dass kleine und mittlere Betriebe des Handwerks in der Frühphase einer solch tiefgreifenden Innovation umfassend und unabhängig informiert werden: „Praxiserfahrungen anderer Unternehmen können Gold wert sein, um sich ein Urteil über die Einsatzmöglichkeiten im eigenen Betrieb zu bilden.“
„Beim Handwerk ist aus Tradition der Fortschritt zuhause“, erklärte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Gerade in den momentan wirtschaftlich schwierigeren Zeiten könnten Veranstaltungen wie der „Tag des Handwerks“ den Betrieben neue Chancen geben: „Angesichts von wachsendem Fachkräftebedarf werden die Kollegen Roboter und KI für das Handwerk immer wichtiger. Deshalb hat das Wirtschaftsministerium diese Woche die Neuauflage des Digitalbonus scharf geschaltet. So schaffen wir im Handwerk neue Produkte und Dienstleistungen, neue Absatzwege und Märkte, neue Produktionstechniken und mehr Rentabilität. Damit haben wir mehr Leistung, die sich besser lohnt und hochmoderne Berufe, mit denen wir mehr junge Menschen für das Handwerk begeistern können.“
Weiterhin kündigte der Minister an, dass er über die nächsten Jahre hinweg mit einer Investitionsoffensive die berufliche Bildung im Handwerk modernisieren möchte: „Wir wollen neue Technologien mit hochentwickeltem Wissen und Können verbinden. Deshalb brauchen wir einen Gleichklang des Fortschritts bei der Technologie einschließlich Digitalisierung und bei der beruflichen Bildung.“ Aiwanger zielt darauf ab, dass hochmodern ausgestattete berufliche Bildungsstätten des Handwerks Augenhöhe mit akademischen Bildungswegen vermitteln können: „Junge Menschen wollen nicht nur über KI und Robotik nachdenken, sondern neue Technologien buchstäblich in die Hand nehmen und ganz konkret interessante Sachen damit machen.“